Zarah 47

Musical-Solo von Peter Lund

Zarah Leander: Melanie Lang

Am Klavier: Kei Sugaya

Statisten: Lara Harnack, Marina Büsdorf

Olaf Kreitsmann, Roland Hentschel

Regie, Austattung und Projektionen:

Nils Braun

Dramaturgie: Stephanie Twiehaus

Licht: Regina Kirsch

Premiere am 17.10.2020 am Oldenburgischen Staatstheater

An ihrem 40. Geburtstag im März 1947 sitzt die Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander ganz allein in ihrem schwedischen Landhaus und wartet vergeblich auf Gratulationen. Doch „davon geht die Welt nicht unter“: Nachdenklich lässt sie ihr bisheriges Leben buchstäblich Revue passieren, indem sie kunstvoll ihre Erinnerungen und (Film-) Songs miteinander verknüpft. Ein Paradestück für die Mezzosopranistin Melanie Lang, die diese anspruchsvolle One-Woman-Performance mit großer Leidenschaft füllt. Doch das 1992 uraufgeführte Stück huldigt nicht nur „eine(r) Frau, die weiß, was sie will“, sondern zeigt auch deutlich die Zweischneidigkeit der Zarah-Leander-Karriere während der NS-Zeit auf. War es wirklich möglich, die Augen ausschließlich auf die Kunst zu richten? Warum hat der UFA-Star Berlin erst 1943 verlassen? Misstrauisch mieden internationale Veranstalter deshalb jahrelang die einst Gefeierte, die nun das frühe Karriereende fürchtet und hofft, „es wird einmal ein Wunder geschehen“...

Der große Hit im Kleinen Haus

Nordwest-Zeitung am 19.10.2020/ Nr244 im Jahr 2020

Von Horst Hollmann

Premiere Nils Braun stellt „Zarah 47“ auf Bühne – 90 Minuten Handlung und Gefühle unter Spannung

“ Schillerndes LebenPeter Lund komprimierte 1993 das schillernde Leben der Leander zu einem solistischen Musical: „Zarah 47“. Ins Kleine Haus des Oldenburgischen Staatstheaters hat es Regisseur Nils Braun optisch ebenso großformatig wie intim gestellt. Mezzosopranistin Melanie Lang nutzt die Herausfor-derung zu ihrer bisher wohl faszinierendsten großen Rollendarstellung nach schon etlichen herausragenden. Unbedingt zum großen Hit im Kleinen Haus gehört der Pianist und musikalische Leiter Kei Sugaya. (…)

Nie bricht in den 90 Minuten die Spannung ein. Szenenbeifall begleitet die Vorträge und Gestaltungen, von „Kann denn Liebe Sünde sein“, „Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will“, „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“, und stark berührend „Ich hab‘ eine tiefe Sehnsucht in mir.“Auf die Bühne schieben sich Leinwände mit Filmsze-nen. Aber es bleiben Nischen für einen einfachen Sessel oder ein Rundfunk-Mikrofon. Raumfüllend baumeln dann in Reihen übereinander knall bunte Kleider, die Zarah bei ihren größten Erfolge getragen hat. In einige hüllt sie sich. In einem nur vom Pianisten gestalteten Intermezzo erscheinen auf einer Gazewand Namen von Komponisten, die als entartet gebrandmarkt wa-ren, von Paul Abraham bis Alexander von Zemlinsky. Dann verschwindet ein Name nach dem anderen und wird durch „Emigriert“ ersetzt. Das rüttelt auf – wie einiges an diesem Abend.

Musical-Solo: Melanie Lang brilliert als Zarah Leander

30.10.2020 in der Oldenburger Online-Zeitung

von Volker Schulze

Oldenburg (vs) Wenn Melanie Lang in dem Musical-Solo „Zarah47" als Zugabe singt „Davon geht die Welt nicht unter" und das Publikum im Takt mitklatscht, ist die Welt draußen für einen Moment vergessen. Dann hat Theater seine Aufgabe erfüllt. Im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters singt und spielt Mezzosopranistin Melanie Lang gefühlvoll, ausdrucksstark und leidenschaftlich Zarah Leander, als hätte sie auf diese Rolle gewartet.

Ebenso beeindruckend ist das begleitende Klavierspiel von Kei Sugaya. Der Pianist und musikalischer Leiter des Musical-Solos ist dabei auch in kurzen Sequenzen ihr Mitspieler.

Regisseur Nils Braun lässt Melanie Lang auf der offen gestalteten Bühne mit wenig Mobiliar in Form von Sessel, Stuhl, Tisch, Lampe und Mikrofon ausreichend Raum und Spielfreiheit, die Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander zu verkörpern. Die Rückwand und mobile Seitenwände werden für Filmprojektionen in Schwarz-Weiß genutzt, in denen Melanie Lang live mit ihren Liedern eingespielt wird. (…)

Berührendes Intermezzo von Kei Sugaya

In fließenden Übergängen mit dezent eingesetztem Lichtspiel (Regina Kirsch) lässt Nils Braun das Leben der schwedischen Diva von Lied zu Lied vorüberziehen. Melanie Lang singt die großen Lieder von Zarah Leander mit ihrer eigenen klaren, starken Stimme ohne die weltberühmte Sängerin imitieren zu wollen. In den Spielszenen bekommt Melanie Lang ausreichend Gelegenheit, auch ihr schauspielerisches Talent zu zeigen. Eine Vielzahl aneinandergereihter Kleider, die von der Decke herabschweben, verkörpern die Vielzahl der Auftritte und Rollen. Melanie Lang spielt dabei mit ihnen und schwelgt in ihren Erinnerungen aus vergangenen Zeiten. Das Publikum spürt die Verbundenheit der Mezzosopranistin zu Zarah Leander und spendet immer wieder Szenenapplaus.

Die Inszenierung berührt besonders, wenn in einem kurzen musikalischen Intermezzo Pianist Kei Sugaya alleine am Flügel sitzt und auf einem Gazevorhang nacheinander die Namen bekannter und von den Nazis als entartet verachtete Komponisten wie Kurt Weill oder Friedrich Hollaender erscheinen. Nach und nach verschwinden ihre Namen wieder und werden durch das Wort „Emigriert" ersetzt.

Erst nach drei Zugaben, stehenden Ovationen und Bravo-Rufen verlässt Melanie Lang dankbar und gerührt mit ihrem Pianisten Kei Sugaya die Bühne.