Zarah47

Musical von Peter Lund

Zarah Leander: Sylvia Schramm-Heilford

Am Klavier: Geffrey Goldberg

Regie: Nils Braun

Dramaturgie: Christiane Dost

Regieassistenz: Nathalie Engler

Premiere am 14.09.2019 an der Oper Chemnitz

Christiane Dost über Zarah 47

Es ist der 15. März 1947, Zarah Leanders 40. Geburtstag. Vier Jahre davor noch der umjubelte Star der UFA, ist sie nun arbeitslos und wartet vergebens auf Geburtstagsgäste und Angebote. In Schweden Persona non grata, in Deutschland mit Berufsverbot belegt, rechtfertigt sich die Diva in einem furiosen Monolog. Klug, mit viel Witz und ohne jeden Skrupel proklamiert sie das Credo vieler Nazi-Künstler: von nichts gewusst zu haben. Sie verfängt sich in ihren eigenen Lebenslügen, ihre schwermütigen Lieder werden zu bitterbösen Kommentaren einer mit politischem Wegsehen erkauften Karriere.

So durchschreitet sie einsam ihre Räume auf Gut Lönö in Schweden. Es meldet sich keiner. Zarah fängt an, in Erinnerungen zu schwelgen … und natürlich zu singen. Peter Lunds musikalischer Monolog ist ein schauspielerisches Bravourstück für eine singende Darstellerin. In der Chemnitzer Inszenierung schlüpft Sylvia Schramm-Heilfort in die Rolle der Zarah Leander und gewährt in der intimen Atmosphäre des Operncafés Einblicke in das wechselvolle Leben der Grande Dame mit der besonderen Stimme.Erst zum Schluss gelingt dem Spießer ein fraglicher Befreiungsschlag aus den dicht verstrickten, sich überlagernden Ménages-à-trois, durch den er schließ-lich sein Gesicht verliert. Er bleibt alleine mit dem Kellner zurück und rückt über einem Stück Gugelhupf die Schranken seiner Weltanschauung zurecht.Zu Beginn des Stücks blickt der Zuschauer durch die Augen des Protagonisten auf die Ereignisse und Dreiecksverbindungen, die sich um ihn herum ergeben. Mehr und mehr allerdings tritt das Publikum aus seiner Sichtweise heraus, lässt den fremden Blickwinkel hinter sich und ein Hinterfragen der Hauptfigur, deren streitbare Verhaltensweisen und Handlungen sich stets innerhalb der und an den Dreierkontellationen entzünden, beginnt. Passt seine Weltsicht mit unseren moralischen Vorstellungen zusammen? Komponist und Librettist Carl Tertio Druml, Regisseur Nils Braun und Dramaturgin Christin Hagemann stellen sich in Wiener Ménage der Frage nach Dreiecksbeziehungen. Sie durchleuchten den Themenkomplex in Bezug auf die generelle strukturelle Vielfältigkeit einer Ménage-à-trois, ihre verschiede-nen immanenten Wirkmechanismen und ihre Auswirkungen auf die Menschen einer solchen Dreiecksverbindung.