Weisse Rose

Oper von Udo Zimmermann

Hans Scholl: Andreas Beinhauer

Sophie Scholl: Katharina Baumgarten


Musikalische Leitung: Jakob Brenner, Ilya Ram (WA)

Inszenierung: Nils Braun

Ausstattung: Rebekka Bentzen

Regieassistenz: Florian Huber

Fotos © Nasser Hashemi

Zeichnungen von ©Rebekka Bentzen

Premiere am 15.11.2018 an der Oper Chemnitz

“Die Tür schlägt zu”

Am 18. Februar 1943 werden Hans und Sophie Scholl beim Auslegen von regimekritischen Flugblättern in der Universität München entdeckt. Nur vier Tage später wird ihr Todesurteil vollstreckt. Die Kammeroper erzählt exemplarisch die letzte Stunde im Leben der Geschwister, die sie im Bewusstsein der nahenden Hinrichtung, in ihrer Gefängniszelle verbringen. Der Fokus ruht dabei auf zwei Menschen, die einst aus humanistischer und christlicher Überzeugung handelnd in absolute Ausweglosigkeit geraten sind.

Bereits während seines Studiums befasste sich Udo Zimmermann mit der Weißen Rose. Auf einen Text seines Bruders Ingo Zimmermann schrieb er 1967 eine Oper mit dem Titel Die weiße Rose als Abschlussarbeit an der Dresd-ner Musikhochschule. Im Laufe der nächsten Jahre nahm er Umarbeitungen vor, entschloss sich aber, für eine geplante Aufführung an der Hamburgischen Staatsoper das Werk noch einmal völlig neu zu konzipieren. Der Ham-burger Dramaturg Wolfgang Willaschek ließ in sein Libretto Brief- und Tagebuchaufzeich-nungen der Geschwister Scholl, aber auch Prosa und Lyrik von Dietrich Bonhoeffer, Franz Fühmann, Reinhold Schneider und Tadeusz Rózewicz sowie Psalmentexte ein-fließen. Zimmermanns Musik ist als neo-ex-pressionistische Neue Musik der 1980er Jahre in der Nachfolge Weberns und Schönbergs zu beschreiben, die manchmal aber auch sehr zart und tonal wirkt und Anklänge an protestantische Kirchenmusik von Johann Sebastian Bach oder Heinrich Schütz auf-weist. Die Uraufführung dieser neuen Oper Weiße Rose fand 1986 in der Hamburgischen Staatsoper statt. Seitdem gehört sie zu den meistgespielten Werken des zeitgenössischen Musiktheaters. Für das Theater Koblenz ver-dichtete Arno Waschk die Partitur 2013 zu einem Kammerspiel und schuf damit eine überzeugende Alternativfassung für kleine Räume. Diese Fassung liegt auch der Chemnitzer Produktion zugrunde.

LVZ am 19.11.2018

von Roland H. Dippel

„Erst schreiben Sophie und Hans enge Zeilen auf die weillen Papierwande, die sie am Ende zerreillen und sich so befreien. Aus Angst, seelischer Not und garender Aggression wird der Wille zum Widerstand drängender und immer einfacher, verkürzt sich schließlich zum Aufschrei mit breitem Kreidestrich.

Beklemmung steht am Ende dieser beeindruckend geradlinigen Produktion. Denn thematisiert wird neben der emotio­nalen Grenzerfahrung eine Entwicklung, in der Ideen von einer prazisen Diskurshöhe durch Vereinfachung und Überhitzung zu leeren Parolen werden. Das biographi­sche Lamento für Hans und Sophie Scholl spiegelt also auch den drastischen Absturz von Theorien in die populistische Defor­mierung. Ein packender Beitrag des chemnitzer Theaters und überdies eine theatrale Klarstellung über das antifa­schistische Symbol der Weißen Rose, die bei den populistischen ,,Trauermarschen" und in direkter Nachbarschaft mit Verbote­ nen Symbolen des Rechtsextremismus getragen wurde.“